Kirchen

Vom Turm und dem benachbartem Rathaus (mit dem Amt für Tourismus) führen die Routen der Besichtigung zu den Gotteshäusern, in denen sich Kunst und Architektur vom Spätmittelalter bis in die neuere Zeit widerspiegeln. Die Hallenkirche St. Jakob besitzt für die spätgotische Baugeschichte Süddeutschlands epochale Bedeutung, der Gedenkstein für Ulrich Kastenmayr zählt zu den hervorragenden Werken der Grabmalkunst, die vom 15. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert reichenden Buntglasfenster finden Anerkennung und Würdigung über Deutschlands Grenzen hinaus.

 

Wie ein kongenialer Partner dieser Stadtpfarrkirche erhebt sich über dem weiten Komplex des Klosters und des ehemaligen herzoglichen Schlosses die Karmelitenkirche. Im Inneren nahm die Kunst des Barocks in monumentaler und zugleich nobler Art Besitz vom lang gestreckten Mönchschor mit dem berühmten Marmorhochgrab Herzog Albrechts II. und der weiten heute von hellem Licht durchfluteten Halle des Hans von Burghausen.

 

In der Nachbarschaft des mächtigen Komplexes des Schlosses ist Straubings besonderes Kleinod des Spätbarock, die Ursulinenkirche. Trotz wuchtiger Fassade fällt dieses letzte gemeinsame Werk der Gebrüder Asam kaum ins Auge. Umso prunkvoller entfaltet sich dann der "Asam-Barock" an der Schwelle zum Rokoko im Inneren. Dieses "Gesamtkunstwerk" mit dem Herzmotiv als allumfassender Idee im weit gespannten Bild – und Ausstattungsprogramm stellt den Höhepunkt der Entwicklung des Barocks und Rokoko in Straubing dar. Dieser großen Kunstepoche kann der Besucher im Zentrum auch in der Jesuitenkirche, in der Votivkirche St. Veit und in vielen Seitenkapellen von St. Jakob begegnen.

 

Damit sind die Sehenswürdigkeiten, die Straubing seinen Gästen zu bieten hat, jedoch nicht erschöpft. Ein "Muss" für jeden, der wenigstens einen Tag in Straubing weilt, ist der Friedhof St. Peter. Man erreicht ihn auf dem "Altstadtspaziergang" vom Schloss aus gegen Osten, über die Schutzengelkirche, das ehemalige Gotteshaus der Franziskaner, später der Barmherzigen Brüder (wieder zugänglich im Laufe des Jahres 2004 und bei Führungen). Dieser frühbarocke, doch dem Ideal des Bettelordens verpflichtete Wandpfeilersaal birgt wertvolle Altargemälde. Unter ihnen sind das erste in der Kunstgeschichte bekannte Ölbild des Cosmas Damian Asam, das in kräftigen Farben erstrahlende Hochaltarblatt des Münchner Hofmalers Johann Caspar Sing und wohl sogar ein Bild des jungen Johann Evangelist Holzer, des "bayerischen Rubens" der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 

Der von einer Mauer umringte Friedhof von St. Peter breitet sich auf erhöhtem Terrain über uraltem Kulturboden aus. Hier stand das spätantike römische Kastell, hier wurden im frühen Mittelalter bairische Adelige begraben, hier ist eine Kirche seit karolingischer Zeit gesichert. Die heutige Basilika stammt im Kern aus der Zeit des ausgehenden 12. Jahrhunderts wie auch der hoheitsvolle romanische Christus im Chorraum. Ergreifend und in beispielhaftem Gegensatz liegt der tote zerschundene Jesus im Schoß seiner vom Schmerz zerfurchten Mutter in der überlebensgroßen Holzplastik der gotischen Pietà.

 

Gleich drei Kapellen inmitten von Grabdenkmälern aus sechs Jahrhunderten besitzt der Friedhof von St. Peter. Über romanischem Karnergewölbe steht eine spätgotische Votivkapelle Maria Heil der Kranken. Als Gedenkkapelle musste Herzog Ernst I. 1436 ein Gotteshaus für die auf seinen Befehl am 12. Oktober 1435 in der Donau ertränkte Agnes Bernauer errichten lassen. Ihr feines Rotmarmorepitaph erinnert mit tiefer Symbolik an diese treue Frau des Herzogssohnes Albrecht III. von Bayern-München. In der spätmittelalterlichen Toten - oder Seelenkapelle entstand 1763 ein Totentanzzyklus, einer der letzten großen seiner Art in Europa. Sterben und Tod in früheren Zeiten sagen viel über das Leben aus. Führungen im Friedhof St. Peter möchten den Sinn dafür öffnen.