Wussten Sie schon...?

Die erste mittelalterliche Siedlung „Strupinga“ lag nicht im Bereich des heutigen historischen Zentrums, sondern östlich davon, um den mittelalterlichen Friedhof St. Peter. Dort waren ursprünglich die römischen Kastellgebiete und römischen Wohnbezirke Im Jahre 1218 wurde diese bereits ansehnliche Siedlung von Herzog Ludwig dem Kelheimer als Stadt neu gegründet, nämlich an der Stelle des jetzigen Stadtkerns.

 

Dieser wird beherrscht vom Stadtplatz. Eigentlich ist es nicht nur ein Platz, sondern eine verbreiterte lange Marktstraße. Ein gewisser planerischer Wille ist in dieser spätmittelalterlichen Anlage durchaus zu erkennen. Sowohl am östlichen Ludwigsplatz wie am westlichen Theresienplatz ergibt sich ein buntes Bild historischer Fassaden von der Spätgotik bis zur Moderne. Flachdächer wechseln mit turmhohen Treppengiebeln ab.

 

Der Platz wird beherrscht von einem Bauwerk, das kein Straubinger missen möchte, nämlich vom Stadtturm. Dieser Turm ist das Wahrzeichen der Stadt. Er war aber nie Festungsturm, sondern immer Wachtturm, Rathausturm, sichtbares Zeichen der Bürgerschaft.

 

Der gotische Stadtturm, der seit 1316 errichtet wurde und der mit seiner Vollendung in das 16. Jh.  hineinreicht, markiert einen Höhepunkt der Stadtentwicklung und der Stadtgeschichte. Dieser Höhepunkt liegt in der Zeit zwischen 1353 und 1425, als Straubing die niederbayerische Residenzstadt des Herzogtums Straubing-Holland war, in dem ein Teil Niederbayerns und Straubing mit den Grafschaften Holland, Seeland, Hennegau und der Herrschaft zu Friesland verbunden waren. Auf diesen wichtigen Abschnitt der Stadtgeschichte weisen viele Bauwerke hin

 

Eine besondere Bedeutung für Straubing als starke Festung in Bayern hatten die großen Kriege der Neuzeit, vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Spanischen und Österreichischen Erbfolgekrieg.  An den ersten „Weltkrieg“ dieser Zeit erinnert die Dreifaltigkeitssäule, die inmitten des Theresienplatzes emporragt. Als sich im Spanischen Erbfolgekrieg die feindlichen österreichischen Truppen im Jahre 1704 der Stadt näherten, da schwor die Bürgerschaft, sie würde der Dreifaltigkeit eine Säule errichten, wenn die Stadt vor zu großen Schäden verschont bleiben sollte. Das passierte zumindest aus der Sicht der Bürger. Und fünf Jahre nachdem Straubing österreichisch geworden war, im Jahre 1709, erfüllte man dieses Gelöbnis und errichtete tatsächlich der Heiligen Dreifaltigkeit eine Säule

 

Hier in Straubing finden wir die Hauptkirche übrigens nicht am Hauptplatz, sondern inmitten eines eigenen  kleinen Platzes. Diese Stadtpfarrkirche St. Jakob und St. Tiburtius mit dem päpstlichen Ehrentitel einer „Basilica minor“ wird gerne als ein Werk von epochaler Bedeutung bezeichnet. Sie gehört nicht nur zu den großen süddeutschen Hallenkirchen. Sie zeigt vor allen Dingen in einem Zeitpunkt um 1400 alle wesentlichen Merkmale der damals modernen Sakralarchitektur. Baumeister dieser Kirche war kein geringerer als der größte Süddeutschlands in der Zeit um 1400: Hans von Burghausen. Der Innenraum jedoch wirkt wie ein Bilderbuch der künstlerischen Stile vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert, mit wertvollen Altären, erstklassigen Epitaphien, einer glanzvollen Rokokokanzel und Glasfenstern von der Spätgotik bis zu einem monumentalen gründerzeitlichen Zyklus. Internationale Berühmtheit erlangte das Mosesfenster nach Entwurf von Albrecht Dürer.

 

In der Fraunhoferstraße, benannt nach dem bekanntesten Sohn der Stadt, befindet sich das Gäubodenmuseum. Es birgt eine weitläufige vor- und frühgeschichtliche Abteilung. Weltbekannte ist der „Römische Schatzfund von Straubing“ mit einer bislang einmaligen Sammlung von römischen Gesichtshelmmasken und Ross-Stirnen. Dazu kommt der so genannte „Bajuwarenschatz“, der zu den archäologischen Kostbarkeiten der frühen Baiernzeit zählt.

 

Vom Museum sind es nur ein paar Meter zur Karmelitenkirche. Im Jahre 1368 gelang es Herzog Albrecht I. von Straubing-Holland einen städtischen Orden nach Straubing zu holen, den Orden der beschuhten Karmeliten, Die Karmeliten erfreuten sich der besonderen Förderung durch das herzogliche Haus und die Bürgerschaft.

 

Die Karmelitenkirche ist eine das Stadtbild mitgestaltende Bettelordenskirche, backsteingotisch mit lang gezogenem Mönchschor. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus von dem Amberger Architekten und Baumeister Wolfgang Dientzenhofer barock umgestaltet. Im Inneren waren Stuckatoren des Passauer Dombaues tätig. Es war die Werkstatt des Giovanni Battista Carlone und seines Mitarbeiters Paolo d’ Aglio. Einer zweiten Phase der Barockisierung einige Jahrzehnte später verdanken wir die Rokoko-Kanzel und den mächtigen, bis zum Gewölbe reichenden Hochaltar. Die Karmelitenkirche besitzt zudem eine Reihe von bedeutenden Grabdenkmälern der Spätgotik, insbesondere hinter dem Hochaltar ein großartiges Marmorhochgrab für den jungen Herzog Albrecht II.

 

In unmittelbarer Nachbarschaft der Karmeliten stehen Kloster und Kirche der Ursulinen. St. Ursula ist das letzte gemeinsame Werk der Gebrüder Asam. Der 1741 geweihte Zentralraum demonstriert noch einmal asamsche Kunstfertigkeit und von Erfahrung und Alter geformte Geistigkeit.

 

Das mächtigste Bauensemble im Nordostbezirk Straubings ist das ehemalige Herzogsschloss an der Donau. 1356 begonnen folgte es mit seinem Fürstenbau am Strom den modernsten Architekturprinzipien seiner Zeit. Der zwischen zwei Wohntürme gespannte Baukörper umgibt den „Rittersaal“. In seiner Entstehungszeit um 1420 war er einer der größten Festsäle Deutschlands. Das Burgschloss war jahrhundertelang Sitz wichtiger Zentralbehörden und dient heute noch als Finanzamt.

 

An der Ostecke des Schlosses bei der Donaubrücke zweigt ein Donauweg zum Friedhof St. Peter ab. Er zählt zu den stimmungsvollsten und kunstgeschichtlich wichtigsten Kirchhöfen Süddeutschlands. Gleich vier Sakralbauten erheben sich über den Ring der barocken Außenmauer und den dicht mit Steindenkmälern, schmiedeeisernen und gusseisernen Kreuzen besetzten Gräberbezirk: Die romanische Pfeilerbasilika St. Peter und drei spätgotische Kapellen, darunter die Gedenkkapelle für Agnes Bernauer, jene Frau aus niedriger Schicht, die am 12. Oktober 1435 in den Fluten der Donau sterben musste, weil sie einen Herzog liebte und nicht von ihm lassen wollte. Alle vier Jahre erinnert in Straubing ein Freilichtspiel im Hof des Herzogschlosses an dieses von echter Tragik umwitterte Schicksal.